Ems-Zeitung vom 19.04.2017

8 Register und 6850 Pfeifen

Riesen-Orgel soll künftig in Papenburger Kirche erklingen


Soll bald in der Papenburger St.-Antonius-Kirche erklingen: Eine Walcker-Orgel mit 98 Registern und 6850 Pfeifen. Foto: Stadt Gelsenkirchen

Papenburg. In der Papenburger St.-Antonius-Kirche soll ab 2018 eine Orgel erklingen, die in diesen Dimensionen im Bistum Osnabrück ihresgleichen sucht.  Das riesige Konzert-Instrument, das bis 2002 im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus bespielt wurde, soll nach zehn Jahren der Einlagerung für einen Euro den Besitzer wechseln.

Noch gehört die Orgel aus dem Hause Walcker, die 98 Register und 6850 Pfeifen vorweist, der Stadt Gelsenkirchen im Ruhrgebiet. Wie die Pressestelle der Stadt mitteilt, soll der Rat am 18. Mai dem Vorschlag der Verwaltung über einen Verkauf folgen. In das Eigentum der Pfarrei St. Antonius soll die Riesen-Orgel allerdings erst im Jahr 2056 übergehen. Dann ist das Instrument in der Bilanz „vom Wert her endgültig abgeschrieben. Bis dahin gehört es auf dem Papier noch uns“, erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann. Die Kirchengemeinde wird die Nutzungsrechte als Besitzer erhalten, während bis zum Ende der Abschreibungsperiode das Eigentum bei der Stadt Gelsenkirchen verbleibt. Vertraglich ist nach Angaben der Pressestelle vorgesehen, dass bereits ab Besitzübergabe sämtliche Rechte und Pflichten in Zusammenhang mit der Orgel sowie eventuell entstehende Folgekosten von der Kirchengemeinde Papenburg zu tragen sind.

Zuhörer werden den Unterschied wahrnehmen

Franz Bernhard Lanvermeyer, Pfarrer und Dechant an der St.-Antonius-Kirche, ist optimistisch, dass das Vorhaben 2018 umgesetzt werden kann. „Die Orgel ist ideal für unseren großen Kirchenraum mit 1000 Sitzplätzen. Experten haben uns versichert, dass es gehen wird.“ Nach seinen Angaben wird dann in Papenburg die größte Orgel im Bistum Osnabrück bespielt. „Das wird der Größe der St.-Antonius-Kirche gerecht. Die Zuhörer werden einen ganz anderen Klang wahrnehmen und den Unterschied zur jetzigen Orgel hören“, so Lanvermeyer auf Anfrage unserer Redaktion.

Orgel soll auch außerhalb des Kirchenbetriebs erklingen

Die aktuelle Orgel wurde nach seinen Worten im Jahr 1974 als Provisorium angeschafft und ist seit Längerem erneuerungsbedürftig. Mit 26 Registern und gut 1800 Pfeiffen füllt sie nach Worten des Organisten Ralf Stiewe den Kirchenraum nicht aus. „Mit der neuen Orgel steht uns dann eine riesige Palette an Klangfarben zur Verfügung. Ich freue mich auf das Instrument einmaliger Güte.“ Nach seinen Worten soll das neue Instrument auch außerhalb des normalen Kirchenbetriebs erklingen. „Langfristig wollen wir Konzerte etablieren“, so Stiewe.

Überführung, Einbau und Intonation kostet eine Million Euro

Die Kosten für die Überführung der Orgel, die aktuell in rund 100 Kisten in Kevelaer eingelagert ist, schätzt Lanvermeyer inklusive Einbau und Intonation auf etwa eine Million Euro. Da es sich nach seinen Worten um eine national bedeutsame Orgel handelt, bestehe die Möglichkeit auf eine Förderung des Bundes. Ein entsprechender Antrag über 100.000 Euro wurde mit Unterstützung der hiesigen CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann bereits gestellt. Zudem hat das Bistum laut Lanvermeyer seine Zusage über eine Förderung von 200.000 Euro gegeben. „Weiteren möglichen Zuschussgebern wurde das Projekt vorgestellt. Wenn der Gelsenkirchener Stadtrat seine Zusage erteilt, werden wir die Gespräche intensivieren“, so der Pfarrer.

Orgel vor zehn Jahren restauriert

Vor zehn Jahren wurde die 1927 erbaute Orgel nach Mitteilung der Stadt Gelsenkirchen auf Basis der Walcker-Originalpläne durch die Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer fachkundig restauriert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Doch ein Wiederaufbau in Gelsenkirchen war räumlich nicht mehr möglich. Seitdem seien immer wieder engagierte Orgelliebhaber mit Ideen und Vorschlägen an die Stadt herangetreten, wer die Orgel wo nutzen könne. „Selbst da, wo die akustischen Voraussetzungen gegeben waren, scheiterte dies meist an nur vagen finanziellen Hoffnungen auf Sponsoren oder öffentlichen Förderungen für die Kosten von Einbau, Intonation und Konzertprogramm“, teilt die Stadt mit.

„Mit der Papenburger Pfarrkirche haben wir genau diesen Raum gefunden“

„Wir fühlen uns dem Instrument verpflichtet und haben gleichzeitig eine Verantwortung vor ihm und vor den Menschen, die viel Kreativität und Arbeit in den Bau und die Restaurierung der Orgel gesteckt haben“, so Volker Bandelow, Leiter des Kulturreferats der Stadt Gelsenkirchen. „Daher haben wir immer nach einem Ort gesucht, an dem das Instrument in seiner vollen Pracht und mit seinem überwältigenden Klang strahlen kann. Mit der Papenburger Pfarrkirche haben wir genau diesen Raum gefunden, vielleicht sogar mit besserem Klang als dies zuletzt im alten Hans-Sachs-Haus der Fall war.“