Ems Zeitung vom 15.08.2019

Stahlträger gesetzt

Erste Arbeiten für Aufbau von Walcker-Orgel in Papenburger Kirche

Von Christian Belling


Auf dem Orgelboden sind die Arbeiten für den Aufbau der Walcker-Orgel aufgenommen worden. Foto: Christian Belling

Papenburg. In der Papenburger St.-Antonius-Kirche haben die vorbereitenden Arbeiten für den Aufbau der Walcker-Orgel begonnen. Nachdem Ende vergangener Woche Einmessungen vorgenommen wurden, sind seit Dienstag Stahlwerker auf dem Orgelboden des Gotteshauses im Einsatz.

„Aktuell werden Stahlträger gesetzt, die als Fundament dienen sollen“, erklärt Pfarrer Franz-Bernhard Lanvermeyer. Was folgt, sind nach seinen Worten die Installation von Strom- und W-Lan-Anschlüssen. Zudem wurden die Bohrlöcher markiert für den Einbau der Stahlseile am Gewölbe, an denen die Orgel befestigt und damit quasi „schwebend“ erklingen wird.


Es werden Stahlträger gesetzt, die als Fundament dienen sollen. Foto: Christian Belling

Für Besucher der Kirche bedeuten die derzeitigen Arbeiten, dass sie nur durch den Seiteneingang in das Gotteshaus kommen. Stehen in der Woche am Nachmittag Beerdigungen an, werden die Bauarbeiten nach Angaben von Lanvermeyer ruhen. Gottesdienste in den Abendstunden sowie am Wochenende können dem Pfarrer zufolge ganz normal durchgeführt werden. Auch sei dann der Eintritt in die Kirche durch den Haupteingang möglich.

Angeliefert werden soll ein erster Teil der 6850 Pfeifen und 98 Register umfassenden Orgel am 23. September. Die ersten Töne sollen nach Angaben von Lanvermeyer nach dem Stimmen des Instruments zu Weihnachten zu hören sein. Im Anschluss folgt mit dem Aufbau der Chororgel der zweite Bauabschnitt. „Zu Palmsonntag am 5. April des kommenden Jahres soll alles fertig sein. Dann kommt Bischof Franz-Josef Bode zur Einweihung“, teilt der Pfarrer mit.


Pfarrer Franz-Bernhard Lanvermeyer stellte die weitere Planung vor. Foto: Christian Belling

Die Vorfreude auf die imposante Orgel ist bei dem Geistlichen ungebrochen. „Unsere derzeitige elektronische Orgel direkt vor dem Altarraum leistet zwar auch gute Dienste, ist aber natürlich nicht mit einer Walcker-Orgel zu vergleichen.“ Die bisherige Brandt/Speith-Orgel hatte die Pfarrei St. Antonius im April aus dem Untenender Gotteshaus verabschiedet. 45 Jahre erfüllte das Instrument mit seinem Klang die Pfarrkirche. Es folgte der Ausbau des 62 Jahre alten Instruments, um Raum für die Walcker-Orgel zu schaffen.


Eintritt in das Gotteshaus ist während der Bauarbeiten nur durch den Seiteneingang möglich. Foto: Christian Belling

Der aus einem Architektenwettbewerb als Sieger hervorgegangene Entwurf für den Aufbau der Orgel sieht eine Verkleidung des Instruments größtenteils aus gebogenem Holz vor, das silbern beschichtet wird. Die Pfeifen werden in insgesamt fünf große Schränke (Teilwerke) aufgeteilt, vier davon, jeweils zwei an jeder Seite, „schweben“ etwa 1,50 Meter über die Ecke des Orgelbodens hinweg in den Kirchenraum hinein, ein fünfter Schrank wird im hinteren Bereich des Orgelbodens weniger sichtbar sein. Stahlträger an der Gewölbedecke, in denen die Stahlseile eingehängt werden, und auch am Rand des Orgelbodens, die später verkleidet werden, geben der Konstruktion Halt. 


Im Zuge der Arbeiten werden anhand der Steinbemalungen auch die unterschiedlichen Epochen deutlich, in denen die Kirche errichtet wurde. Foto: Christian Belling

Zum Kirchenraum hin gibt es Öffnungen der Holzkonstruktion, die Orgelpfeifen werden dadurch nur schemenhaft erkennbar sein. Zudem ist eine LED-Beleuchtung vorgesehen. Auch das Fernwerk, das seitlich des Altars platziert wird, erhält die silberfarbene, teilweise geöffnete Holzverkleidung.

Der Stadtrat Gelsenkirchen hatte im Mai 2017 beschlossen, die Walcker-Orgel für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro der Pfarrei St. Antonius zu überlassen. Das einzigartige Instrument mit seinem sinfonischen Klang (Baujahr 1927) wurde bis Anfang dieses Jahrhunderts im Hans-Sachs-Haus der Stadt im Ruhrgebiet bespielt. Nach einer umfassenden Restaurierung auf Grundlage der Originalpläne lagerte die Stadt Gelsenkirchen die monumentale Orgel im Jahr 2007 bei einem Orgelbauer in Kevelaer ein, der den Aufbau und die Intonation des Instruments vornehmen wird.